Was ich als Kind lieben und achten lerne, schütze ich als Erwachsener“

Kinder entdecken die Welt

 

unserer Eiche

In unmittelbarer Begegnung mit der Natur fördern Waldkindergärten auf einzigartige, nachhaltige Weise die Entwicklung der Kinder. Eine lebendige Beziehung zu Tieren und Pflanzen und der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur werden für die Kinder zum selbstverständlichen, emotionalen und geistigen Besitz.

Wir wollen unseren Kindern die dafür notwendigen Wurzeln mit auf den Weg geben. Die Waldpädagogik bietet hierzu die besten Bedingungen. Das intensive Erleben der Natur, die Jahreszeiten mit allen unseren Sinnen wahrzunehmen, schafft Raum für ganzheitliches Lernen.          

 

Pädagogik im Wald

 Der Mensch, insbesondere das Kind, nimmt die Natur als etwas Ganzheitliches, zu ihm Gehörendes wahr, empfindet sie mit seinem ganzen Körper.

Kinder lernen durch sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen. Sie müssen sich bewegen und ausprobieren können, um sich selbst und ihre Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Das Lernen mit allen Sinnen ist anregender, anschaulicher und nachhaltiger. Die Reize in der Natur sind der kindlichen Entwicklung angemessener als die oft reizüberflutete Alltagswelt. Das Spielen und Lernen mit nur, fast ausschließlich, Naturmaterial bietet optimale Entwicklungsmöglichkeiten.

Unser Waldkindergarten arbeitet nach dem bayerischen Bildungs-und Erziehungsplan. Der Unterschied zum Regelkindergarten besteht darin, dass der Waldkindergarten bei Sonne, Wind und Wetter draußen im Freien stattfindet. Durch den ständigen Aufenthalt in der Natur erleben und erfahren die Kinder die Umwelt in einer Intensität, die sie ein Leben lang prägt. Der Wald bietet mit seiner Struktur und der Vielzahl seiner Materialien ein schier unerschöpfliches Repertoire von Möglichkeiten zum Spielen, Entdecken und Lernen. Waldkindergärten stärken und stabilisieren die kindliche Entwicklung in besonderer Weise.  

 

Basiskompetenzen

Als Basiskompetenzen werden grundlegende Fertigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale bezeichnet, die das Kind befähigen, mit anderen Kindern und Erwachsenen zu interagieren und sich mit den Gegebenheiten seiner Umwelt auseinanderzusetzen.

 

Personale Kompetenzen

Die Kinder werden durch unterschiedlichste Angebote angeregt sich selbst zu spüren und in Verbindung mit der Umwelt wahrzunehmen. Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen, wie sie in Waldkindergärten in vielfältiger Form möglich sind, bedeuten immer Körpererfahrung und somit auch Selbsterfahrung des Kindes. Jeder Hügel fordert zum Ersteigen und Herumturnen, Rollen oder Purzelbäume schlagen auf, jeder Baum zum Klettern oder balancieren, jeder Graben zum darüber springen. Die Kinder werden mit ihrem Körper vertraut, lernen ihre Kräfte einzuschätzen und mit ihren Stärken und Schwächen umzugehen. Allmähliche Erfolgserlebnisse motivieren, selbstbewusster den nächsten Schritt in der eigenen Entwicklung zu machen.

Die Kinder erleben, dass sie selbst etwas bewirken können. Sie gewinnen Sicherheit und Selbstbewusstsein. Selbstgewählte Abenteuer und Herausforderungen stärken das Selbstwertgefühl und schaffen ein stabiles Fundament, um mit Stresssituationen besser umgehen zu können. Die Kinder werden angehalten sorgfältig und rücksichtsvoll mit sich und ihrem Umfeld umzugehen, trotzdem aber mutig zu sein und Neues auszuprobieren. Die Selbstwirksamkeit, d.h. die Erfahrung  selbst etwas bewirken und auch in schwierigen Situationen selbstständig handeln zu können, kann sich durch aufmunternde Bestätigung und einer positiven Grundhaltung entfalten.

 

Soziale Kompetenz 

Kinder haben von Natur aus das Bedürfnis mit anderen Kindern zu spielen. Sie benötigen den intensiven Kontakt in einer gegenüber der Familie erweiterten Gruppenzugehörigkeit und Gemeinschaft, um eigenes soziales Verhalten zu erlernen. Das pädagogische Personal begegnet den Kindern mit Respekt und hat stets ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ideen. Neue Gruppenmitglieder werden bei der Kontaktaufnahme unterstützt, es werden Problemlösungsstrategien mit den Kindern erarbeitet und ein respektvoller Umgang mit den Tieren und der Natur wird vorgelebt.

Durch den Austausch mit anderen Gruppenmitgliedern erhöht sich die Spielqualität. Die Kinder sind herausgefordert, Regeln und Vorgehensweisen ihres Spiels gemeinsam auszuhandeln, über ihr Vorgehen zu sprechen und gemeinsam zu reflektieren. Sie können sich von den Ideen der anderen Kinder inspirieren lassen, eigene Ideen einbringen, sich gegenseitig helfen und Rücksicht nehmen. Sie lernen eine Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und ihrem Gegenüber Empathie entgegenzubringen. In der Natur geht vieles nur gemeinsam, z.B. beim Klettern oder beim Tragen eines schweren Baumstamms. Durch Hilfsbereitschaft und Geduld miteinander wird Teamfähigkeit entwickelt. Veränderungen und Initiativen der Kinder müssen abgesprochen werden. Die Kinder lernen ihre eigenen Interessen zu vertreten, die Meinungen der anderen gelten zu lassen und sich an Gesprächsregeln zu halten. Projektthemen entstehen durch Fragen, Interessen und Bedürfnisse der Kinder. Auch Abstimmungen entscheiden gewisse Prozesse.

 

Lernmethodische Kompetenz

Bildung im Waldkindergarten heißt, forschendes Lernen in Sinneszusammenhängen. Im Kindergartenalter ist das Gehirn für Wahrnehmungseinwirkungen besonders empfänglich. Die Neugierde ist groß. Die Kinder lernen spielerisch naturwissenschaftliche Zusammenhänge kennen, z.B. vom Baum zur Blüte, zur Frucht, zur Verarbeitung. Primärerfahrungen, die durch immer wiederkehrende Wiederholung, wie das intensive Erleben der Jahreszeiten, prägen sich ein und werden verstanden. Diese starken sinnlichen Wahrnehmungen des Kindes in der Natur sorgen für eine intensive Verankerung des Erlebten im Langzeitgedächtnis. Primärerfahrungen schaffen emotionale Bezüge, geben Anlass Fragen zu stellen, Sachinformationen zu vertiefen und das Erlebte zu verfestigen. Der Wald bietet viele Anregungen für die kindliche Entwicklung, ist weniger reizüberflutet wie die Alltagswelt und schafft somit eine sehr gute Grundlage zur Entwicklung von Konzentration, Ausdauer und Stille. Das Kind hat die Möglichkeit mit Kopf, Herz und Hand die Natur wahrzunehmen und sich als Teil des Ganzen zu verstehen. Unterstützend für den Lernprozess in und mit der Natur werden Projekte angeboten, in denen die Kinder mit Phantasie und Kreativität spielerisch tätig werden können. Im täglichen Spiel erleben und erforschen sie die Natur, entdecken die Geheimnisse und stellen einen persönlichen Bezug her. Lernen ist Bestandteil des gesamten Erfahrungsfeldes des Kindes.

 

Physische Kompetenzen

Bewegung gilt als Urform des menschlichen Lernens. Durch sie kann sich das Kind seine Umwelt Stück für Stück erschließen. Das Kind erlebt hier zuerst seine Fähigkeiten und auch seine Grenzen. Eine stabile körperliche Konstitution und ein positives Körpergefühl bringen automatisch eine Steigerung des Selbstwertgefühls mit sich. Das Waldkind erhält ausreichend Gelegenheit, seine Grob- und Feinmotorik zu üben. Beim Klettern und Balancieren entwickelt es Geschicklichkeit, im Freispiel kann es jederzeit seinen Bewegungsdrang ausleben. Die körperliche Fitness und ein starkes Immunsystem werden durch den Aufenthalt in der freien Natur mit seinem vielfältigen Bewegungsangebot gefördert. Neben den körperlich und geistig anstrengenden Aktivitäten lernt ein Kind im Waldkindergarten auch achtsam mit seinem Körper umzugehen und sich bei ruhigem Tun zu entspannen. Beim Legen z.B. von Waldmandalas erfährt es Ruhe und Erholung. Neben ausreichender Bewegung ist auch gesunde Ernährung ein wichtiger Faktor, Übergewicht und Zivilisationskrankheiten vorzubeugen. In der Natur finden sich überall Heilkräuter und Früchte mit denen sich einfaches gesundheitliches Wissen vermitteln lässt, z.B. Zubereitung von Speisen, heilende Wirkung bei Verletzung usw. Der Aufenthalt an der frischen Luft fördert zudem den Appetit auf ein vollwertiges Essen (Obst, Vollkornbrot…).

Beim Spielen bei „Wind und Wetter“ werden die Kinder sensibilisiert auf die Signale des eigenen Körpers zu achten, sie spüren, ob es ihnen zu warm oder zu kalt ist. Sie lernen sich selbst entsprechend zu kleiden, bei Kälte zu schützen, bei Nässe sich umzuziehen oder bei Hitze mehr zu trinken.

 

Psychische Kompetenzen

Im Waldkindergarten haben die Kinder die Möglichkeit, aufgrund der sich ändernden Begebenheiten (Wetter, Temperatur, Umgebung) sich immer wieder auf neue Situationen einzustellen und manche Widrigkeiten zu meistern. Dadurch wird ihre Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gestärkt, die die Grundlage für eine gesunde, positive Entwicklung ist. Kinder, die den Umgang mit Belastungen und Veränderungen meistern, gehen aus dieser Erfahrung gestärkt hervor und es werden günstige Voraussetzungen dafür geschaffen, auch künftige Anforderungen gut zu bestehen. Die Erzieher bestärken das Kind bei der Bewältigung neuer Situationen und geben bei Problemen Hilfestellung.

Naturraum- Pädagogik sucht die Balance zwischen Wagnis und Sicherheit, Bäume zu erklettern oder kleine Bäche zu überspringen gehört z.B. zu den natürlichen Herausforderungen. Verantwortbare Grenzerfahrungen stärken das Selbstbewusstsein des Kindes und geben ihm die Chance, seine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Sie schaffen auch ein stabiles Fundament, um mit psychischen Belastungs- und Stresssituationen besser umgehen zu lernen. Dies ist für ein gesundes Selbstwertgefühl von großer Bedeutung. Im Wald suchen und gestalten die Kinder Rückzugsmöglichkeiten, um sich selbst zu finden. Der Umgang und die Auseinandersetzung mit Naturmaterialien, wie sie im Wald in ihrer ursprünglichen Form zu finden sind, haben auf die Kinder beruhigende und ausgleichende Wirkung, sie sind im wahrsten Sinne des Wortes erdend und zentriert.

 

„Wir können unseren Kindern Sonnenaufgangkein

schöneres Geschenk machen, als

dass wir ihren Blick schärfen für die

Schönheit und das Geheimnis der

Welt, in der wir leben.“